Ein ganz besonderes Einkaufserlebnis …

Ich muss erstmal etwas ausholen: Kürzlich war ich mit einer Freundin bei einem Kollektionsverkauf, d.h. verschiedene Firmen bieten in mehreren Showrooms Mode der zukünftigen Saison zu Musterteilpreisen an oder aber auch mal Sachen, die weg sollen, müssen, dürfen – ich bin nicht branchenfremd. So weit, so gut.
Es findet sich für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel etwas, sofern man willig ist. Ich bin da vielleicht etwas speziell und kaufe wirklich nur das, was mir auch richtig gut gefällt, mich qualitativ überzeugt und was ich einfach gerne anziehen werde. Verkaufsfördernde Argumente wie, ‚Sie müssen so etwas haben, das ist nächste Saison der große Trend, das haben wir nur einmal‘ usw. haben für mich den Effekt, wie etwas in der Richtung ‚Leggins trägt jetzt jeder‘. Kann man, aber vor allen Dingen muss man nicht. Wie gesagt, ich bin nicht branchenfremd, umso schwerer hat es manchmal das Fachpersonal mit mir.
Also zurück zum Thema: Bei diesem Kollektionsverkauf gibt es keine bzw. lediglich improvisierte Umkleiden und die Möglichkeiten sich in einem Spiegel zu betrachten sind sehr begrenzt. Ich probiere also einen Pulli an, schönes Material, ein auf den ersten Blick nicht zu definierendes Muster (auf den zweiten auch nicht) – irgendwas zwischen Batik und Graffiti in dezenten Farben. Bei der Auswahl der Teile, die für eine Anprobe in Frage kämen könnten, kreisten schon auffällig vier Damen um uns rum. Diese Damen gesellten sich nun überaus präsent zu uns beiden. Und vorab: Meine Freundin darf alles, wirklich alles kommentieren.
Ich stehe also vor einem eher schlecht ausgeleuchteten Spiegel und überlege ob dieser Pulli den Weg in meinen Kleiderschrank finden wird, die Größe war prima nur beim Muster brauchte ich mal eine Minute. Da stehen eben diese vier Ladies nun neben meiner Freundin – frontale Sicht auf mich – aufgereiht wie eine Perlenkette und starren, starren und starren, damit nicht genug (mir war es bis dato schon mehr als zu viel), gekrönt wird das Gehabe dann durch die Bemerkung ‚Der kaschiert aber toll‘ ! Habe ich die Null gewählt ? Sind wir zusammen die Treppe runtergefallen ? In beiden Fällen ‚Nein‘.
Ich bin prinzipiell ein freundlicher Mensch, bin es auch geblieben. Ich habe den Damen aber deutlich zu verstehen gegeben, dass ich mich sehr freuen würde, wenn die Herrschaften weiterziehen und mit dem Anstarren aufhören könnten, da ich meine Entscheidung gut und gerne ohne vier weitere Augenpaare treffen kann und möchte. Meine Freundin hat sich im Geiste schon auf die Schenkel geklopft und mich für die Schlagfertigkeit gelobt.
Warum meinen manche Frauen sich vor Umkleiden solidarisieren zu müssen ? Mir ist das Fachpersonal oft schon zu viel. Es sieht nicht alles toll an mir aus, auch wenn da die bzw. der ein oder andere mir vielleicht etwas Gegenteiliges weismachen möchte. Da brauche ich nicht noch fremde Personen on top, die ihrer Meinung Luft machen wollen – völlig ungefragt – oder wie in meinem Fall völlig diskretionslos starren. Bitte erst mal melden und warten ob man drankommt – wie in der Schule 😉
Männer machen so etwas nicht. Ich habe das noch nie erlebt, dass ein Mann einem anderen beim Textilkauf beipflichtet oder abrät.
Wir hatten es letztens schon, ein bisschen Zurückhaltung an der richtigen Stelle ist oft förderlich. Und den Pulli habe ich nicht gekauft, ich habe nichts zu kaschieren 😂 !

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