Ab und an sollte man ja mal sein Blutbild checken lassen. Mit zunehmendem Alter auch gerne etwas öfter. Ist ja auch eine einfache Sache – eigentlich. Für den Patienten bedeutet das – wenn es gut läuft – ein Pieks und wenig später ist man im Bilde über die eigene körperliche Verfassung.
Und jetzt hole ich erstmal wieder ein bischen aus. Ich gehöre ja zum ‚zunehmenden Alter‘, habe bis hierhin schonmal das ein oder andere – auch in gesundheitlicher Hinsicht – erlebt, 2 Kinder aus mir rausgepresst (leider ohne Spinalanästhesie) und so weiter und sofort. Ich bin jetzt also nicht die Supermemme, habe aber einen gewissen Respekt vor medizinischen Dingen.
Da sitze ich also wieder mal beim Hausarzt und habe ein Date mit der zuständigen MTA, zur Blutabnahme. Kurzer Blick auf meine Arme: ‚Ja, ahaaa … mmmh … (Schweigen) das sieht ja ganz gut aus (ja danke finde ich auch, meine Arme sind ganz ok, Yoga und so), aaaberrrr …‘.
Wie meinen ? Das Wörtchen ‚aber‘ hat mich am frühen Morgen – wohlgemerkt ohne Kaffee und Frühstück der Nüchternheit wegen – blitzartig wach werden lassen. Ich wollte die Sache einfach nur schnell, sauber und professionell hinter mich gebracht haben und nicht das Zweifeln in der Stimme der MTA hören und – Achtung – dazu noch ihre grosse Augen sehen. Also weiter im Text: ‚Aberrrr, sieht so aus, als haben sie Rrrrollvenen‘. Das mußte erstmal sacken. Ich bin sensibel und wenn man mit Ende 40 plötzlich Rollvenen haben soll, das muss verarbeitet werden. Hat mir bis dato noch keiner gesagt, hat auch noch keine grösseren Ausfälle bei vergangenen Blutabnahmen gegeben. Ausserdem mal ehrlich, wenn ich Vene wäre, würde ich mich auch mal geschmeidig zur Seite rollen, wenn bei mir jemand mit spitzer Nadel anklopft.
Rollvenen, ok, ich lerne gerne dazu – und Achtung – aberrrr bei medizinischen Fertigkeiten und Finessen muss ich nicht alles bis ins kleinste Detail wissen. Über die groben Eckdaten bin ich gerne im Bilde, ein zu viel an Information überfordert mich. Ich bin ein fantasievoller Mensch und mein Gehirn stellt ohne zu Fragen, einfach so, passende Bilder parat. In diesem Fall – nicht schön. Zu spät, diverse Ausführungen zum Thema schwierige Blutabnahme haben sich auf meiner Festplatte verewigt und zwar für ever, ever, ever.
Also, der erste Stich war ein Treffer – ich habe innerlich schon aufgeatmet. Leider habe ich mich zu früh gefreut, der Blutfluss stoppte einfach jäh und die Dame vom Fach bohrte mit gewisser Vehemenz an Ort und Stelle erfolglos noch ein bischen nach. Nadel raus, kurz drücken, Pflaster drauf und ab zum anderen Arm. Neuer Arm, neues Glück: Auch der zweite Stich war ein Treffer, gratuliere, diesmal war ich allerdings weitaus vorsichtiger mit dem Aufatmen. Ich habe lieber mal unauffällig die Luft angehalten, nicht dass mein Atemverhalten die Ursache für den Blutstopp war. Glück gehabt, die nötige Menge Blut war vorhanden, Nadel raus, und ’nee, sie brrrauchen nicht viel drrrrücken, da kommt ja nichts mehrrrr‘. Pflaster drauf und ab dafür. Wenige Minuten später merke ich beim Autofahren ein Ziehen in der Armbeuge des zweiten Piekses und es wurde an Ort und Stelle auch so feucht und wohlig warm. Ich dachte mir: So schnell läuft man ja nicht leer, aber ich war froh, mein Ziel in unmittelbarer Nähe zu wissen. Der weitere Blutverlust hätte locker noch zwei, drei weitere Röhrchen gefüllt oder die Blutspende hätte mich mit offenen Armen empfangen und mit Handschlag begrüßt, kein Drama, der Körper produziert ja schnell nach. In Zeiten von hochleistungsfähigen Waschmaschinen ist auch die Sauerei ebenfalls schnell behoben. Allerdings der Bluterguß an dieser Stelle braucht sicherlich ein bischen länger, bis er nach seinem beeindruckenden Farbspiel verschwunden sein wird.
Am gleichen Tag war ich übrigens noch beim Zahnarzt, dazu aber gerne ein anderes mal mehr !
Liebe Mone, ich habe mich wieder köstlich amüsiertEs ist dir wieder gelungen kleine Alltagsnormalitäten in ein ganz großes Ding umzuwandeln(im positiven Sinne).Jeder kann sich in diese Situation, so wie du es schreibst,hineinversetzen.Toll,toll,toll.Solltest du mal ein Buch schreiben, bitte erwähne mich doch als dein größter Fan.GLG IRIS
Liebe Iris,
tausend Dank an Dich. Ich hab’s notiert
Viele liebe Grüße
Simone